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Eine kurze Geschichte der Acoustical Manufacturing Co., HuntingdonDie
Acoustical Manufacturing Company wurde 1936 vom damals 19jährigen
Peter Walker gegründet. Walker zeigte bereits in frühen
Jahren großes Interesse an Musik und Elektronik; neben seinem
Studium an der polytechnischen Universität in London jobte er bei
General Electric und der EMI. Einige eigene Vorkriegsmodelle waren am
Wechsel- oder Gleichstromnetz(!) betriebene Röhrenverstärker
wie bespielsweise der 25 Watt starke C-25, der mit 12V Betriebsspannung
arbeitete.
In den ersten Jahren nach der Firmengründung lebte man quasi von
der Hand in den Mund - nebenher verdiente Peter Walker sein Geld als
Saxophonist in einer Tanzband. Während des Krieges wurde bei der
Acoustical zwangsweise Zubehör für militärische
Geräte hergestellt; damit nicht genug, fiel die Werkstatt dem
Bombardement zum Opfer. Der Umzug nach Huntingdon - auch heute noch der
Hauptsitz von QUAD - war die logische Konsequenz. Direkt nach dem Krieg
wurden die ersten Geräte vorgestellt, die dann in
größeren Stückzahlen hergestellt wurden (QA12/P
Verstärker (1949) und der Corner Ribbon Lautsprecher) - das
Unternehmen, das bis dahin im wesentlichen aus Peter Walker und seiner
Frau bestanden hatte, expandierte.
1951 entstand mit der Vorstellung der ersten getrennten
Vor-Endverstärkerkombination der Vorläufer der Quad
Röhrenanlage, die als Klassiker heute auch noch sehr bekannt und
gefragt ist. Das Gerät nannte sich "Quality Unit Amplifier
Domestic" und führte letzlich zur späteren Firmenbezeichnung
QUAD, da sich kein Mensch die "richtige" Bezeichnung dieser
Gerätschaft merken konnte.
1953 folgte dann die zunächst monaural ausgelegte
Vor-/Endstufenkombination QuadII/22. Dieser Klassiker wurde in
verschiedenen Versionen über 90.000 mal weltweit verkauft. 1955
wurde auch das "Urmodell" des ersten elektrostatischen Lautsprechers
vorgestellt, der dann 1957 in Serie ging und von da an nahezu 25 Jahre
ohne größere Veränderungen weiterproduziert werden
sollte (daher auch die unterschiedlichen kursierenden Bezeichnungen ESL
55 und ESL 57!).
In der Mitte der 50er Jahre gab es einige gemeinsame Projekte mit
Gilbert Briggs von Wharfedale; weitestgehend unbekannt ist, daß
Walker in dieser Zeit auch eine zweimanualige elektronische
Kirchenorgel konstruierte, die - selbstverständlich nicht unter
der Bezeichnung QUAD - in die Serienfertigung ging.
1967 wurde dann der Öffentlichkeit die erste Transistoranlage
präsentiert (33/303). Das unverwechselbare Industriedesign dieser
Anlage wurde bereits damals vom "Council of industrial Design"
ausgezeichnet.
1975 folgte die Current-Dumping-Endstufe 405, eine gemeinsame
Entwicklung von Walker und Mike Albinson. Das revolutionäre
Schaltungsdesign der Endstufe wurde seinerzeit bereits mit einer hohen
Auszeichnung gewürdigt und erregte auch international hohes
Aufsehen.
1981 begann die Produktion des elektrostatischen Lautsprechers ESL-63.
18 lange Jahre hatte Peter Walker an der Entwicklung dieses
Lautsprechers gearbeitet, der die Stärken des ESL 55 beibehalten
sollte, einige Schwächen wie z.B. den starken
Bündelungseffekt im Mittentonbereich hatte man mit dem ESL 63
jedoch mit Erfolg ausgemerzt. Dieser Lautsprecher war zudem höher
belastbar und darüberhinaus wesentlich besser unter
Gesichtspunkten einer industriellen Serienfertigung herzustellen
(gegenüber dem Vorgängermodell mit viel individueller
Handarbeit). Passend zur Endstufe 405 stellte man in den folgenden
Jahren die Vorverstärker 44 und 34 vor; der Tuner FM 4
komplettierte die Anlage.
Dem Wunsch vieler Hifi-Freunde nach einem CD-Spieler kam man 1989
erstmals nach, die komplett fernbedienbare 66er Serie ging in
Produktion. Die Endstufen dieser Serie - die legendäre 606, sowie
die kleinere 306, arbeiteten ebenfalls nach dem Prinzip des Current
Dumping. Die Komponenten dieser Anlage wurden - teilweise in
verschiedenen Versionen - bis 1996 hergestellt.
1995 wurde das traditionelle Familienunternehmen QUAD - dessen
Gründer Peter Walker sich bereits seit einigen Jahren
zurückgezogen hatte und seinem Sohn Ross Walker die
Geschäftsführung übertragen hatte - an die Verity Group
Plc. verkauft, eine Bankenholding, der zu dieser Zeit auch dir Firma
Mission angehörte (allen hartnäckigen Gerüchten zum
Trotz wurden jederzeit alle Produkte separat entwickelt und
produziert).
Mit enormen Startschwierigkeiten erschien 1996 die Komplettanlage "Quad
77", die in vielerlei Hinsicht mit den bisherigen Traditionen brach und
aus diesem Grund von vielen Hifi-Enthusiasten ausgesprochen kritisch
aufgenommen wurde. Im Laufe der Jahre erschienen Vollverstärker,
CD, Tuner, Vorverstärker sowie verschiedene Endstufen. Im Zuge der
Umstrukturierung und Modernisierung des Unternehmens wurden leider
einige Bereiche geschlossen und deren Tätigkeiten ausgegliedert.
Dazu zählten überwiegend die traditionellen Gewerke wie z.B.
die hauseigene Lackiererei, die komplett verschrottet wurde.
1997 trennte sich die Verity von Quad; das Firmenkonsortium
"International Audio Group" - kurz IAG - kaufte die Firma auf. Ross
Walker - bis dahin noch eng mit dem Unternehmen verbunden - schied aus
und widmete sich anderen Aufgaben. Der damalige
Geschäftsführer der IAG - Stan Curtis - hatte sich in der
britischen Audioindustrie bereits einen hervorragenden Namen gemacht -
unter anderem entwickelte er bei Cambridge und Moth. Das "alte"
Firmengebäude in Huntingdon wurde verkauft, die Fertigung wurde
z.T. nach Bradford ausgelagert und nur noch die Administration und der
Servicebereich behielten ihren Sitz in Huntingdon.
In den darauffolgenden Jahren wurde es recht still um QUAD. Die
bisherigen Vertriebsstrukturen wurden komplett neu geordnet, und das
Entwicklungsteam nutzte die Zeit, um die komplette Produktpalette zu
überarbeiten; die bisherige Anlage "Quad 77" wurde in vielen
Punkten verbessert und ist heute unter der Bezeichnung "Quad 99" auf
dem Markt. Der ESL-63 wurde überarbeitet, auf seiner Basis
erschienen zwei vielbeachtete neue Elektrostatenmodelle.
Für die traditionsbewusste QUAD-Fangemeinde stellte man 2001 eine
neue Röhren-Vor/Endstufenkombination ("Two-Fourty") vor, die stark
an die legendäre QUADII/22 angelehnt ist. Diese Anlage wurde mit
grossem Enthusiasmus aufgenommen und bekam in vielen renommierten
Fachzeitschriften überragende Tests. Es hat den Anschein, als
solle der IAG die sicherlich schwierige Gratwanderung zwischen
traditionsbewusst hochwertigen Produkten auf der einen Seite und
modernem Management und Fertigung auf der anderen Seite gut gelingen. |
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